Eva, Adam und Birne Konzeptuelle Performance, Diplomarbeit 2019

Inszenierung, Birnebau, Kostüme : Ji Hyung Nam
Mit : Blaise Amada

Eine alternative Schöpfung

Wie wäre unsere Welt, wenn Adam und Eva anstatt eines Apfels eine Birne gegessen hätten? Eva entschied sich einst für den Apfel, der ihr die Augen öffnete, ihr die Erkenntnis von Gut und Böse verlieh. Aber jetzt, durch eine einfache Verwechslung, isst Eva statt des Apfels eine Birne. Sie denkt zwar, sie äße einen Apfel und tischt Adam ebenfalls eine Birne auf. So kommt es nicht zum Sündenfall. Die Menschheit wird nicht verflucht. Adam muss nicht im Schweiße seines Angesichts bis zum Tode arbeiten, Eva nicht unter Mühen und Schmerzen gebären. Sie leben unschuldig im Paradies und brauchen keine Kleidung, weil sie vor ihrer Nacktheit keine Scham empfinden. Die Birne verändert alles.

Das Vertrauen, die Birne für einen Apfel zu halten, verleiht Eva und Adam besondere Kräfte: Sie fühlen sich wie Gott, teilen das mysteriöse Obst mit den anderen Tieren und kümmern sich um diese wie einst Gott im Paradies es tat. Gott selbst hingegen hört auf zu sprechen, weil er den Glauben der beiden gutheißt. Noch dazu entdeckt Eva ihre Unabhängigkeit: sie ist nicht mehr nur ein Teil von Adam, sondern ein eigenes Wesen. Das gibt ihr ein gutes Gefühl und Adam dankt es Eva, respektiert sie als Entdeckerin. Jetzt sind Eva und Adam in unsere unserer Apfelwelt gekommen, weil sie uns eine neue Schöpfungsgeschichte zeigen wollen. Wir wissen zwar, dass sie keinen Apfel, sondern eine Birne essen, aber lasst uns ohne Erkenntnis betrachten, wie Eva uns Einwohnern der Apfelwelt die Birne als Alternative anbietet. Niemand weiß, was uns die Birne bringt. Es herrscht weder Verbot noch Zwang, in die Birne zu beißen, und es ist ganz sicher unnötig, alles zu erkennen, weil Erkenntnis nicht Wahrheit bedeutet. Das Leben ist zu neugierig und die Menschen erliegen zu leicht der Versuchung. 

Diplomausstellung in der Akademie der Bildenden Künste München

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